PRESSECONCERTO Nr. 4, 2015
Instant Asia
ATS Records, www.ats-records.de Der fröhliche Klang der Mandoline ist ja seit einigen Jahrhunderten in der klassischen Musik gang und gäbe, bevor er auch in diversen volksmusikalischen Genres ( z.B. Bluegrass) Einzug fand. Im Jazz ist das Instrument mit dem kleinen Baucherl eher rar und wurde bis in die 80er Jahre sträflich ignoriert. Der Multiinstrumentalist Mike Marshall (USA, geb.1957) gilt als Pionier in Sachen "Auch die Mandoline hat ein Recht auf ein Leben im Jazz" und tourte etwa mit einem Stephane Grapelli oder David Grisman. Die nächste Generation führt eventuell der Kalifornier Chris Thile (geb. 1981) an, der sich auch nicht scheut, die Bluegrass-Prärie zu verlassen. National ist Christian Gruber-Ruesz sicher der Kapo und wohl bekannt durch seine Kooperationen mit Achwach der Tschuschenkapelle, Park & Ride und vielen anderen Bands. Gruber-Ruesz ist bemerkenswert vielseitig und interessiert auf verschiedensten Saiteninstrumenten sein können zu beweisen. Auf seiner 2. CD "Instant Asia" schwadroniert er schwungvoll in lateinamerikanischen (z.B. "El Cura" von Paquito D Rivera) oder asiatischen Welten (z.B. "Sanskrit" von Karl Sayer). Neben Gruber-Ruesz mit seiner Mandoline prägen der Bassist Karl Sayer und der Pianist Roland Guggenbichler die Kompositionen. Der Gitarrist Loren Couch hält sich eher zurück. Drummer Christian Grobauer fügt sich ebenso einem sehr angenehmen Gesamtbild. Ernst Weiss, Concerto
CD-Linernotes von INSTANT ASIA:
Die Mandoline, das Zupfinstrument, das seit dem 17. Jahrhundert bekannt ist und aus der Familie der Lauteninstrumente stammt, hat seinen musikalischen Stammplatz in der Musik des Barock, der Klassik, bei Komponisten wie Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti, Beethoven, Hummel und Paganini. Um 1800 findet man die Mandoline vor allem in Wien. Das heißt, die Mandoline hat als klassisches Instrument eine große Tradition vorzuweisen. Auch in der amerikanischen Bluegrass Musik hat die Mandoline Fuß gefasst, mitverantwortlich dafür waren Virtuosen wie Bill Monroe und David Grisman. Als Jazz Instrument wurde die Mandoline nie wirklich richtig wahr-genommen und nur wenige Musiker verwenden die Mandoline als Hauptinstrument.
Mike Marshall ist einer dieser Mandolinen-Virtuosen (Gator Strut) und in letzter Zeit sorgt Chris Thile, den man bereits Bluegrass-Paganini nennt, mit seiner Zusammenarbeit mit dem Pianisten Brad Mehldau für Furore. Christian Gruber-Ruesz ist Gitarrist in Wien und hat sein großes Können auch schon mit der Bouzouki, Gypsy-Guitar und Mandoline unter Beweis gestellt. (Sunny-live at Aera). Bei seiner neuesten CD spielt er nun ausschließlich Mandoline und lässt ihren Tönen im Jazz-Kontext freien Lauf. Wie schon bei „Sunny“ (1999) spielt hier Christian Gruber-Ruesz mit dem hervorragenden Pianisten Roland Guggenbichler und dem Bassisten Karl Sayer, die beide diesem attraktiven Album ihren Stempel aufdrücken. Wunderbar ist das Zusammenwirken der gezupften und der angeschlagenen Saiten. Mit dabei sind der versierte und oft sehr funky-aufspielende Schlagzeuger Christian Grobauer und als gitarristischer Duett-Partner Loren Couch aus Jamaika. Gegeben wird Jazz und zwar mit angenehmer Spielfreude, ohne der gefürchteten Übertreibungen von technischer Fingerfertigkeit, sondern immer im Dienste der Kompositionen, der Stücke, die von Andy LaVerne, Antonio Carlos Jobim, Richard Kriehn, Paquito D’Rivera und Karl Sayer stammen. Christian Gruber-Ruesz stellt dabei seine Mandolinen-Klänge gar nicht in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern das Miteinander, das gemeinsame Musizieren, die Kommunikation der Instrumente, die einen sonnendurchfluteten angenehmen Bandsound ergeben, den man stundenlang auf sich einwirken lassen kann, sind wichtig. Dabei käme man gar nicht mehr auf die Idee, dass es sich bei der Mandoline um ein eher unübliches Jazz-Instrument handelt, so natürlich fügt sie sich in das Tonbild, das hier von Roland Guggenbichler, Karl Sayer, Christian Grobauer und Loren Couch so jazzig, funky, swingend, mit Einflüssen aus Lateinamerika und Asien gemalt wird, was als großes Kompliment an Christian Gruber-Ruesz zu verstehen ist, der hier der Mandoline ein weiteres, ganz natürliches musikalisches Spielfeld erarbeitet. (Christian Bakonyi) |
CONCERTO
In Christian Gruber Ruesz findet die zeitgenössische österreichische Szene ihren David Grisman. Anders als letzterer, welcher nur auf seiner Mandoline jazzte, zeigt Gruber Ruesz auch auf Bouzouki und Gypsy-Guitar sein Können. Als Mitglied der Wiener Tschuschenkapelle und anderer Ensembles hat er bereits reichhaltig Erfahrungen in diversen „ethnischen“ Stilen gesammelt und setzt diese mit seinem Quartett, bestehend aus Roland Guggenbichler (Piano und Keyboards), Karl Sayer (Kontrabaß) und Oliver Krammer (Drums), in ein Konzept um, zu dessen Ingredienzen Bebop, modaler Jazz, Latin, Funk, Blues, Funk und Gypsy Swing gehören.
Dargeboten werden auf seiner im Wiener Aera aufgenommenen Debüt-CD Eigenkompositionen von ihm selbst und Karl Sayer, sowie Tunes von Django Reinhardt („Nuages“), Frank Zappa („Black Napkins“), John Coltrane („Naima“) und Anton Karas („Harry Lime Theme“).
Mit seiner brillanten Version von „I Want To Hold Your Hand“ erweist das Gruber Ruesz Quartet den Herren Lennon und Mc-Cartney mehr Ehre, als diese eigentlich verdienen.
Angenehm relaxt ist diese CD, voller kluger Einfälle und unerwarteter klanglicher Nuancen.
Gruber Ruesz’ spiel ist virtuos aber nicht bemüht, das Bandkonzept vielschichtig und doch nicht elektizistisch. Mandoline und Bouzouki machen sich darüber hinaus als (Fusion-) Jazzinstrumente so gut, als wäre der Jazz auf ihnen erfunden.
Richard Schubert, Concerto
Dargeboten werden auf seiner im Wiener Aera aufgenommenen Debüt-CD Eigenkompositionen von ihm selbst und Karl Sayer, sowie Tunes von Django Reinhardt („Nuages“), Frank Zappa („Black Napkins“), John Coltrane („Naima“) und Anton Karas („Harry Lime Theme“).
Mit seiner brillanten Version von „I Want To Hold Your Hand“ erweist das Gruber Ruesz Quartet den Herren Lennon und Mc-Cartney mehr Ehre, als diese eigentlich verdienen.
Angenehm relaxt ist diese CD, voller kluger Einfälle und unerwarteter klanglicher Nuancen.
Gruber Ruesz’ spiel ist virtuos aber nicht bemüht, das Bandkonzept vielschichtig und doch nicht elektizistisch. Mandoline und Bouzouki machen sich darüber hinaus als (Fusion-) Jazzinstrumente so gut, als wäre der Jazz auf ihnen erfunden.
Richard Schubert, Concerto
JAZZ ZEIT
Oh du mein Österreich du Land der Gitarristen. Das Highlight aus der Gitarrenszene stammt von Christian Gruber Ruesz. Mit Mandoline, Gipsy-Gitarre und Bouzouki werden Melodien, Improvisationen erzeugt, die so anders sind, als das, was man bis jetzt gehört hat. Da freut man sich auf das „Harry Lime Theme“, und das kommt mit Mandoline und Kontra-Gitarre im Duo daher, Frank Zappa wird mit Bouzouki interpretiert und das alles klingt so geläufig, so schön und natürlich als wäre Zappa Grieche und Anton Karras Portugiese gewesen. Dabei bleibt Gruber Ruesz den Melodien treu, zersetzt und zerstümmelt nicht sondern steckt manches einfach in ein anderes Gewand als gewohnt. Das ist, wie wenn man nur in Jeans herumläuft, und dann plötzlich dahinterkommt, dass man in einem Anzug oder Abendkleid auch sehr gut aussieht.
Gruber Ruesz ist ein intelligenter Humorist der mit seinen Freunden Roland Guggenbichler,p,
Karl Sayer,b, Oliver Krammer,dr, einen Stilmix erfunden hat, der seinesgleichen sucht, witzig, interessant und hochmusikalisch zu gleichen Teilen. Bravo!
Christian Bakonyi, jazz zeit
Gruber Ruesz ist ein intelligenter Humorist der mit seinen Freunden Roland Guggenbichler,p,
Karl Sayer,b, Oliver Krammer,dr, einen Stilmix erfunden hat, der seinesgleichen sucht, witzig, interessant und hochmusikalisch zu gleichen Teilen. Bravo!
Christian Bakonyi, jazz zeit
JAZZ ZEIT
"Ich bin kein wandelndes Jazzlexikon"
Christian Gruber-Ruesz hat die portugiesische Mandoline und die griechische Bouzouki in den modalen Jazz eingeschleust und lässt völlig entspannt Zappa, Harry Lime, Coltrane und Django Reinhardt auf seinem Album "Sunny" zusammen treffen.
Ungewöhnlich war das Ambiente für Christian Gruber-Ruesz. Dass er mit seinem Quartett jüngst im Kunstforum Wien live auftrat: Den Auftakt zur neuen Konzertreihe von JAZZ ZEIT und Ö 1 schmückten Figurenbilder und Portraits von Pablo Picasso.
Der große Spanier hatte zwar, abgesehen von seinem Faible für die Klänge des Zirkus, keinen Sinn für Musik. Aber sein kreatives Potential und die stilistische Vielfalt seiner Werke sind faszinierend wie die noch bis zum 7. Jänner 2001 in der Freyung gezeigten Werke aus der Sammlung Bernard Picassos, einem der Enkel des Meisters.
Vielfalt und Abwechslung ist auch Christian Gruber-Ruesz ein Gebot: "Sobald es irgendwo fad zu werden droht, unternehme ich etwas, damit es nur ja nicht fad wird. Und sei es, dass ich im Konzert bei jeder Nummer das Instrument wechsle." Dabei hat er die Auswahl zwischen Gypsy Gitarre, "so ähnlich wie sie Django Reinhardt verwendet hat", einer portugiesischen Mandoline und einer griechischen Bouzouki.
Seine allerersten Heroen waren die Beatles und die Rolling Stones, später Jimi Hendrix und Frank Zappa, Soul & Funk und Stevie Wonder, "bis fast in die Kitsch-Abteilung". Schließlich begeistert er sich für Wes Montgomery, "weil er einen guten Sound hatte, auch ein Autodidakt war". Mit seiner unkonventionellen Daumentechnik anstelle eines Plektrums, den einzigartigen Oktav- und Akkordsoli und seiner gitarristischen Adaption des Bebop und Hardbop war er die seit Charlie Christian bedeutendste Weiterentwicklung der Jazzgitarre.
Nicht zu vergessen Kenny Burell: Sein entspanntes Swing-Feeling, sein lyrisches und klares Spiel, seine Bluesigkeit und vor allem sein weicher, relativ leiser Sound, der mit zum Wärmsten, Intimsten in der Geschichte der modernen Jazzgitarre gehört, faszinieren Gruber-Ruesz ebenso wie Bläser, etwa der Trompeter Miles Davis. "Und von Clifford Brown habe ich teilweise die Soli auf die Gitarre transkribiert."
Zum ersten Auftritt mit eigenem Quartett kam Gruber-Ruesz, Jahrgang 1962, mit der Attitüde des jugendlich Unbekümmerten 1996 ins Porgy & Bess: "Kann alles spielen. Aber was soll ich spielen?"
Tatsächlich nimmt er, der im Brotberuf Gitarre am Gymnasium unterrichtet und eine Funk & Soul-Schulband leitet, den Jazz für eine sich aus vielen Quellen speisenden Klang. Latin, Funk, Ethno, Bebop, Rock, modalen Jazz, Wienerlied, Blues und Gypsy Swing definieren seinen Sound. Folkloristische Einsprengsel geben dem Stilmix einen individuellen Anstrich, eine eigene Handschrift.
Wie alles begann? Studiert hat er zuerst klassische Gitarre, dann New Wave gespielt und mit der Gruppe "Karl Gott" die Filmmusik zu "Malaria" (1982) von Niki List aufgenommen: "Die hat so orientalische Einflüsse, obwohl mir das damals gar nicht so bewußt war, als ich teilweise auf der E-Gitarre tremolierend wie auf einer Mandoline gespielt habe."
Als das ab 1983 "ziemlich abbröselt", wie Gruber-Ruesz sagt, beginnt die Zeit beim Dschungelorchester: "Wir sind ein-, zweimal im Jahr auf Tournee gegangen und haben uns den Luxus geleistet, dafür einen eigenen Bus zu mieten." In der Wiener Tschuschenkapelle spielt er auf der Bouzouki Lieder aus Griechenland, der Türkei und ehemaligen Jugoslawien: "Ein Allround-Weltmusik-Programm, auch mit Balalaika und so. Aber ich wollte auf Dauer nicht auf dem folkloristischen Level bleiben."
Im multikulturellen Ensemble unausgelastet, geht er bald eigene Wege, spielt u.a. bei der Produktion "Lustige Witwe" mit den Wiener Philharmonikern. Sein erstes Solo-Album - "Sunny" (m.o.d. records/Vertrieb: Hoanzl) - ist eine Melange aus Jazz, Funk & Rock, eine musikalische Charme-Offensive, live eingespielt im Februar 1999 im Wiener Szenelokal Aera, mit Roland Guggenbichler (Piano und Keyboards), Karl Sayer (Kontrabass) und Oliver Krammer (Drums).
"Musik beschreiben ist wie ein erzähltes Mittagessen", sagt schon ein Bonmot Franz Grillparzers. Also beschränken wir uns auf pure Fakten: Die Bouzouki tremoliert sich munter durch Frank Zappas "Black Napkins". Django Reinhardt ("Nuages") und Lenon & McCartney ("I Want To Hold Your Hand") erweist der Saiten-Spieler seine Referenz.
Wie John Coltranes Komposition "Naima" erklingt auch das weltberühmte melancholische "Harry Lime Theme" von Anton Karas auf der Mandoline, in der kuriosen Mischung mit Peter Havliceks Kontragitarre. Eine fidele Gypsy-Gitarre swingt durch einen gemütsaufhellenden Musette-Walzer - Gruber-Ruesz, so scheint's, ist stets dem Fremden im Vertrauten auf der Spur.
Wie war das? "Sobald es irgendwo fad zu werden droht, unternehme ich etwas, damit es nur ja nicht fad wird." Und noch etwas ist Gruber-Ruesz wichtig. "Dass mein Art Jazz auch ein bißchen von der Wiener Musik beeinflußt ist."
Der Vater zweier Töchter, 6 und 8, kultiviert auf Mandoline oder Bouzouki seinen eigenen akustischen Sound, trotzdem verstärkt, "dass er in der Band mit Schlagzeug noch mithalten kann. Ein Klang, der nicht rein akustisch ist, aber akustisch funktioniert. Ein bißchen ist die griechische Kitsch-Variante dabei, bei der du einfach zehn Kilo Hall dazu mischst."
Er schätzt den akustischen Klang, "mit Tremolo und verschiedenen Phrasierungen, die auch aus dieser orientalischen Musik kommen. Skalen, in denen ich mich bewegen kann, ohne viel nachdenken zu mussen". Denn er habe sie nicht drauf, "auswendig gelernte Patterns, die manche Kollegen von jedem Jazz-Gitarristen im Repertoire haben: Für jede Situation eine Phrase für den Fall, dass ihnen nichts mehr einfällt."
Also den Background habe er nicht. Aber was macht Gruber-Ruesz, wenn ihm nichts mehr einfällt? "Pause oder einen Instrumentenwechsel." Er spiele auch Soli, "aber nie als einzelne Phrasen, sondern als Ganzes", und entrüstet sich. "Ich bin doch kein wandelndes Jazzlexikon."
Am 4. November spielt Gruber-Ruesz u.a. solo beim Fest zum Zehn-Jahres-Jubiläum im Aera
(1010 Wien Gonzagagasse 11)
Jazz Zeit (Werner Rosenberger)
Christian Gruber-Ruesz hat die portugiesische Mandoline und die griechische Bouzouki in den modalen Jazz eingeschleust und lässt völlig entspannt Zappa, Harry Lime, Coltrane und Django Reinhardt auf seinem Album "Sunny" zusammen treffen.
Ungewöhnlich war das Ambiente für Christian Gruber-Ruesz. Dass er mit seinem Quartett jüngst im Kunstforum Wien live auftrat: Den Auftakt zur neuen Konzertreihe von JAZZ ZEIT und Ö 1 schmückten Figurenbilder und Portraits von Pablo Picasso.
Der große Spanier hatte zwar, abgesehen von seinem Faible für die Klänge des Zirkus, keinen Sinn für Musik. Aber sein kreatives Potential und die stilistische Vielfalt seiner Werke sind faszinierend wie die noch bis zum 7. Jänner 2001 in der Freyung gezeigten Werke aus der Sammlung Bernard Picassos, einem der Enkel des Meisters.
Vielfalt und Abwechslung ist auch Christian Gruber-Ruesz ein Gebot: "Sobald es irgendwo fad zu werden droht, unternehme ich etwas, damit es nur ja nicht fad wird. Und sei es, dass ich im Konzert bei jeder Nummer das Instrument wechsle." Dabei hat er die Auswahl zwischen Gypsy Gitarre, "so ähnlich wie sie Django Reinhardt verwendet hat", einer portugiesischen Mandoline und einer griechischen Bouzouki.
Seine allerersten Heroen waren die Beatles und die Rolling Stones, später Jimi Hendrix und Frank Zappa, Soul & Funk und Stevie Wonder, "bis fast in die Kitsch-Abteilung". Schließlich begeistert er sich für Wes Montgomery, "weil er einen guten Sound hatte, auch ein Autodidakt war". Mit seiner unkonventionellen Daumentechnik anstelle eines Plektrums, den einzigartigen Oktav- und Akkordsoli und seiner gitarristischen Adaption des Bebop und Hardbop war er die seit Charlie Christian bedeutendste Weiterentwicklung der Jazzgitarre.
Nicht zu vergessen Kenny Burell: Sein entspanntes Swing-Feeling, sein lyrisches und klares Spiel, seine Bluesigkeit und vor allem sein weicher, relativ leiser Sound, der mit zum Wärmsten, Intimsten in der Geschichte der modernen Jazzgitarre gehört, faszinieren Gruber-Ruesz ebenso wie Bläser, etwa der Trompeter Miles Davis. "Und von Clifford Brown habe ich teilweise die Soli auf die Gitarre transkribiert."
Zum ersten Auftritt mit eigenem Quartett kam Gruber-Ruesz, Jahrgang 1962, mit der Attitüde des jugendlich Unbekümmerten 1996 ins Porgy & Bess: "Kann alles spielen. Aber was soll ich spielen?"
Tatsächlich nimmt er, der im Brotberuf Gitarre am Gymnasium unterrichtet und eine Funk & Soul-Schulband leitet, den Jazz für eine sich aus vielen Quellen speisenden Klang. Latin, Funk, Ethno, Bebop, Rock, modalen Jazz, Wienerlied, Blues und Gypsy Swing definieren seinen Sound. Folkloristische Einsprengsel geben dem Stilmix einen individuellen Anstrich, eine eigene Handschrift.
Wie alles begann? Studiert hat er zuerst klassische Gitarre, dann New Wave gespielt und mit der Gruppe "Karl Gott" die Filmmusik zu "Malaria" (1982) von Niki List aufgenommen: "Die hat so orientalische Einflüsse, obwohl mir das damals gar nicht so bewußt war, als ich teilweise auf der E-Gitarre tremolierend wie auf einer Mandoline gespielt habe."
Als das ab 1983 "ziemlich abbröselt", wie Gruber-Ruesz sagt, beginnt die Zeit beim Dschungelorchester: "Wir sind ein-, zweimal im Jahr auf Tournee gegangen und haben uns den Luxus geleistet, dafür einen eigenen Bus zu mieten." In der Wiener Tschuschenkapelle spielt er auf der Bouzouki Lieder aus Griechenland, der Türkei und ehemaligen Jugoslawien: "Ein Allround-Weltmusik-Programm, auch mit Balalaika und so. Aber ich wollte auf Dauer nicht auf dem folkloristischen Level bleiben."
Im multikulturellen Ensemble unausgelastet, geht er bald eigene Wege, spielt u.a. bei der Produktion "Lustige Witwe" mit den Wiener Philharmonikern. Sein erstes Solo-Album - "Sunny" (m.o.d. records/Vertrieb: Hoanzl) - ist eine Melange aus Jazz, Funk & Rock, eine musikalische Charme-Offensive, live eingespielt im Februar 1999 im Wiener Szenelokal Aera, mit Roland Guggenbichler (Piano und Keyboards), Karl Sayer (Kontrabass) und Oliver Krammer (Drums).
"Musik beschreiben ist wie ein erzähltes Mittagessen", sagt schon ein Bonmot Franz Grillparzers. Also beschränken wir uns auf pure Fakten: Die Bouzouki tremoliert sich munter durch Frank Zappas "Black Napkins". Django Reinhardt ("Nuages") und Lenon & McCartney ("I Want To Hold Your Hand") erweist der Saiten-Spieler seine Referenz.
Wie John Coltranes Komposition "Naima" erklingt auch das weltberühmte melancholische "Harry Lime Theme" von Anton Karas auf der Mandoline, in der kuriosen Mischung mit Peter Havliceks Kontragitarre. Eine fidele Gypsy-Gitarre swingt durch einen gemütsaufhellenden Musette-Walzer - Gruber-Ruesz, so scheint's, ist stets dem Fremden im Vertrauten auf der Spur.
Wie war das? "Sobald es irgendwo fad zu werden droht, unternehme ich etwas, damit es nur ja nicht fad wird." Und noch etwas ist Gruber-Ruesz wichtig. "Dass mein Art Jazz auch ein bißchen von der Wiener Musik beeinflußt ist."
Der Vater zweier Töchter, 6 und 8, kultiviert auf Mandoline oder Bouzouki seinen eigenen akustischen Sound, trotzdem verstärkt, "dass er in der Band mit Schlagzeug noch mithalten kann. Ein Klang, der nicht rein akustisch ist, aber akustisch funktioniert. Ein bißchen ist die griechische Kitsch-Variante dabei, bei der du einfach zehn Kilo Hall dazu mischst."
Er schätzt den akustischen Klang, "mit Tremolo und verschiedenen Phrasierungen, die auch aus dieser orientalischen Musik kommen. Skalen, in denen ich mich bewegen kann, ohne viel nachdenken zu mussen". Denn er habe sie nicht drauf, "auswendig gelernte Patterns, die manche Kollegen von jedem Jazz-Gitarristen im Repertoire haben: Für jede Situation eine Phrase für den Fall, dass ihnen nichts mehr einfällt."
Also den Background habe er nicht. Aber was macht Gruber-Ruesz, wenn ihm nichts mehr einfällt? "Pause oder einen Instrumentenwechsel." Er spiele auch Soli, "aber nie als einzelne Phrasen, sondern als Ganzes", und entrüstet sich. "Ich bin doch kein wandelndes Jazzlexikon."
Am 4. November spielt Gruber-Ruesz u.a. solo beim Fest zum Zehn-Jahres-Jubiläum im Aera
(1010 Wien Gonzagagasse 11)
Jazz Zeit (Werner Rosenberger)